Die
Herleitung des cogito als absolute Gewissheit
Erste
Meditation: Woran man zweifeln kann
1.
René Descartes ist der Ansicht, dass er in seiner Jugend eine
Menge falscher
Dinge gelernt hat, die er nun mit Hilfe seiner
Meditation umstürzen will. Sein Ziel ist es, etwas Bleibendes und
Wirkliches in der Wissenschaft zu hinterlassen. Um dieses zu
schaffen hat er das Reife Alter abgewartet, wo er mit viel Ruhe,
Gelassenheit und Einsamkeit nachdenken kann und die Bereitschaft
alles bisher für Wahr gehaltene anzuzweifeln entwickelt.
2.
Es ist hat nötig das Falsche zu beweisen, sondern nur erforderlich
einen Grund zum Zweifeln zu finden. Wenn die Fundamente untergraben
werden können, wird alles was wahr gewesen ist einstürzen, also ist
das, was man nicht anzweifeln kann richtig.
3.
Jedoch ist es möglich, dass die Sinne getäuscht werden können, was
dazu führt, dass man ihnen nicht trauen kann.
4.
Könnte man auch an Dingen, wie dem Körper zweifeln, die sinnlichem
Ursprungs sind, was bedeutet, dass man sich selbst mit Sinnen und
Gefühlen wahrnimmt, würde man für verrückt gehalten werden.
5.
Aber auch zwischen Traum und Wirklichkeit ist es nie wirklich
möglich, auf Grund der unsicheren Merkmale, eine klare bzw.
überhaupt eine Unterscheidung zu erkennen.
6. [...]
7. [...]
8. [...]
9.
Gott hat den Menschen erschaffen, was ein Indiz dafür ist, dass es
dem göttlichen Willen entspricht, dass es dem Menschen nicht möglich
ist, die Wirklichkeit zu erkennen. Auf Grund dieser Täuschung durch
Gott besteht keine eigene Gewissheit mehr, was wahr ist und was
nicht.
10.
Doch die Allmacht Gottes ist ebenfalls zweifelhaft, denn je weniger
macht von Gott ausgeht, je mehr muss man davon ausgehen sich zu
irren. Der Zweifel tritt also nur als Folge von triftigen und gut
bedachten Gründen auf.
12.
Es sollte also alles angezweifelt und nichts für wahr und vorgegeben
akzeptiert werden, wenn man es nicht klar und völlig eindeutig
erkennen kann, doch sollte laut der Sicht dieser Welt nicht etwas
Falschem zugestimmt werden. Das gefürchtete Erwachen könnte aus
dieser bisher für eine klare Welt gehaltenen in eine Finsternis
führen, weshalb die Gefahr besteht in die alten Gewohnheiten zurück
zu fallen.
Descartes
Zweifel beziehen sich hauptsächlich auf alle Grundbausteine
jeglicher Wahrnehmung. Er sieht in jedem Lebensaspekt Zweifel, die
dafür Sorge tragen, dass eigentlich nichts was wir wahrnehmen oder
glauben zu wissen, wirklich real ist. Man kann also überall
getäuscht werden, auch was die eigenen Sinne betrifft. Dies
bezüglich lässt sich sagen, dass man im Gegensatz zu seinem Denken,
im Alltag meist nur durch sinnliche Täuschungen in die Irre geführt
wird. Der normale Mensch lebt in der für sich Real erscheinenden
Welt und kennt sein Umfeld und seinen Lebensinhalt. Auf Grund dessen
beginnt er gar nicht erst daran zu zweifeln, da dies wiederum mit der
Angst in einer schlimmeren Welt zu leben verbunden ist. Er glaubt
fest an das, was er als Kind gelehrt bekommen hat, wogegen Descartes
dies nicht annimmt. Als Basis, um an das Wahre zu gelangen, ist für
Descartes nichts im Leben real, denn man kann immer getäuscht
werden. Diese Basis bildet den Weg, um über das denken an das Wahre
heran zu kommen.
Meinungsprinzipien
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Zweifelsargumente
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Man muss nicht beweisen,
dass etwas falsch ist, sondern nur einen Grund zum Zweifeln
finden, es ist richtig, was man nicht anzweifeln kann
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Viele falsch gelernte
Informationen, was alles umgestürzt werden muss
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Wenn
man an allem zweifelt könnte man für verrückt gehalten werden,
ich sollte man für wahr und vorgegeben halten
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Träume und Realität
können nicht klar unterschieden werden
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Der
Mensch ist von Gott geschaffen, es könnte sein Wille sein von
allem getäuscht zu werden (keine Gewissheit, Allmachtszweifel)
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Sinne können getäuscht
werden, man kann ihnen nicht trauen
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Stellungnahme
zu René Descartes
René
Descartes Auffassungen basieren auf der Annahme, dass alles, was wir
Menschen bis jetzt als real erachtet haben, nur eine Täuschung sein
könnte. Darum möchte er alles grundsätzlich noch einmal
anzweifeln, um so vor dem Falschen gehütet zu werden.
Sein Ziel
ist es nicht, die grundlegende Wahrheit über alles herauszufinden,
da das für ihn unmöglich sein. Dennoch möchte er durch die
Meditation (philosophisches Nachdenken) erreichen, dass er nicht mehr
getäuscht wird.
Meiner
Meinung nach sind seine Zweifel daran, ob die Welt, so wie wir sie
wahrnehmen, der Wirklichkeit entspricht berechtigt. Wir haben alles,
was wir über die Welt wissen mit unseren Sinnen wahrgenommen, oder
etwas gelernt, was unsere Umwelt als wahr erachtet. René Descartes
aber sagt, dass all dies nur eine Täuschung eines listigen Gottes
sein könnte, der die Menschheit täuschen will.
Seine
Zweifel an der Wirklichkeit, begründet damit, dass man, wenn man
träumt, den Traum nicht von der Wirklichkeit trennen kann.
Auch diesem
Punkt Descartes stimme ich zu. Wenn wir träumen, ist dieser Traum
für uns in der Phase des Träumens die Wirklichkeit.
Woher wissen
wir also, dass die von uns als real erachtete Welt nicht auch nur ein
Traum ist?
Wir haben
hierfür keine Beweise. Das einzige was man beweisen kann ist, dass
man existiert, weil man denkt. All das, was wir aber über unsere
Sinne wahrnehmen, können wir nicht eindeutig als Wirklichkeit
beweisen, da unsere Sinne tag täglich getäuscht werden können
(optische Täuschungen). Somit ist auch dieser listige Gott nach René
Descartes in der Lage die Menschheit das glauben zu lassen, was er
für richtig erachtet.
Meiner
Meinung nach ist sein methodischer Zweifel an allem durchaus
berechtigt und nachzuvollziehen. Dennoch ist dieser Gedankengang sehr
ungewohnt, weil wir als Menschen unsere „normale“ Umwelt nie in
Frage stellen würden, da alles auf sie ausgerichtet ist.
Das System
in dem wir leben, das was wir wahrnehmen ist seit unzähligen Jahren
nicht anders geworden. Somit nehmen alle Menschen eine ähnliche fast
gleiche Welt wahr, worüber sich diese austauschen. Wieso sollte man
also all das, was jeder Mensch seit Jahren ähnlich wahrnimmt in
Frage stellen?
Descartes
Überlegungen regen zum Nachdenken an und lassen einen an seiner
eigenen Fähigkeit die Welt so wahrzunehmen, wie sie in Wirklichkeit
ist zweifeln.
Da er alles
grundsätzlich in Frage stellt, gibt es nichts mehr, auf das man sich
verlassen kann, ohne bezweifeln zu müssen, dass es nicht der
Wahrheit entspricht.
Ich denke,
dass Descartes eine andere Weltanschauung etabliert hat, welche
wahrscheinlich nicht von vielen als Möglichkeit akzeptiert wird, da
die Menschheit eine viel zu große Angst davor hat, zu erfahren, dass
die Welt, die sie kennen, eigentlich eine vollkommen andere ist und
dass das, was sie bis jetzt erfahren oder wahrgenommen haben alles
nur eine Täuschung war.
Der
cartesische Zweifel
Der
Mensch, ein Leben in einer optischen Täuschung?
René
Descartes’ Modell beruht auf der Annahme, dass nichts sicher oder
wahr sein muss.
Mit dieser
These stellt er nicht nur jede einzelne Erinnerung und Erkenntnis im
Laufe der Geschichte in Frage, sondern das ganze menschliche Sein.
Er geht
sogar noch einen Schritt weiter und macht diese grundsätzliche
Existenzfrage zur Basis seiner ganzen Theorie, um letzten Endes aus
Unwissenheit Gewissheit hervorzubringen und Wahres von Falschem
unterscheiden zu können.
Die These
von einer vollkommenen Täuschung des Menschen ist für uns selbst
schon sehr schwierig zu akzeptieren. Es zum Gegenstand unseres
Denkens zu machen, verändert unsere gesamte Sicht auf die Welt. Doch
trotz all dieser Schwierigkeiten, haben derartige Gedanken keine
unwichtige Position.
Wenn nichts
so sein muss, wie es scheint und die einzige Gewissheit ist, dass der
Mensch existiert, beziehungsweise man selbst existiert, weil man
denkt. Dann muss darüber nachgedacht werden, wo genau der Mensch
denn existiert.
Was ist
unsere Welt? Das was wir sehen, die Straße, die man am Morgen
entlanggeht, der Bäcker an der Ecke, vorhanden oder nur Illusion?
Leben wir vielleicht in einer Scheinwelt und werden, wie in der
Trilogie „Matrix“, von Maschinen in Brutkästen gehalten?
Durch die
neue Weltansicht von Descartes muss sich jeder einzelne von uns damit
auseinandersetzen, dass es, außer ihm selbst, vielleicht nichts
Wahres gibt.
Aber was
bedeutet diese existentielle Frage für das Menschsein und unser
Leben auf der Erde und unserer Vorstellung von Wahrheit?
Wir alle
halten uns an Regeln, haben Vorstellungen für unsere Zukunft und
orientieren uns an Werten und Normen. Wir nehmen dies alles als
selbstverständlich, akzeptieren jedoch nur die Teile, die wir mit
unserem Gewissen vereinbaren können und nicht anzweifeln brauchen.
So bildet
jeder Mensch seine kleine eigene Existenz, die angefüllt mit
Vorstellungen von der eigenen Wahrheit ist.
Würde nun
Descartes zu jedem dieser Menschen gehen und jeden mit seiner These
konfrontieren, wie würde der Mensch reagieren?
Man stelle
sich also vor, Descartes würde sagen, dass nichts von dem was man
bisher gesehen, gehört, geschmeckt oder gerochen hat, wahr sein
muss.
Der Mensch,
in seiner gemütlichen und warmen Vorstellung von der Wahrheit,
erschüttert.
Aber wären
wir tatsächlich dazu bereit, alles anzuzweifeln, oder wählen wir
lieber die Möglichkeit in einer Lüge zu leben? Der Mensch ist ein
Gewohnheitstier und wunderbar integriert in seine Welt. Also würden
wir Descartes überhaupt Gehör schenken? Oder würden wir ihn für
verrückt erklären, uns abwenden und weitermachen wie zuvor?
Es ist, wie
in „Matrix“, wir haben die Wahl: nehmen wir die rote Pille und
setzen uns damit auseinander was wahr, wirklich und die Realität
ist, oder nehmen wir die blaue Pille und nehmen in Kauf unwissend und
in einer Scheinwelt zu leben?
„Ich
denke, also bin ich“ – der Mensch mit seinem Ich-Bewusstsein und
seiner Autonomie, der Wissenschaftler, Mathematiker, Pädagoge,
Dichter und Künstler, der sich selbst als Krone der Schöpfung
bezeichnet. Sind wir so überzeugt von uns selbst, dass wir den
Zweifel an unserer Realität, überhaupt nicht hören wollen? Oder
gibt es einige, die sich auf die Suche machen, die es wagen an sich,
an der Welt, an der vorgegebenen Wahrheit zu zweifeln? Vielleicht
kann man René Descartes für verrückt erklären, vielleicht ist der
einzige Grund dafür aber auch nur die Angst, dass etwas Wahres an
seiner Theorie ist, dass da mehr oder auch weniger ist, als unser
Auge sieht.
Descartes
macht den Zweifel an der Realität zur Grundlage seiner Theorie, um
zu erfahren, was wahr ist und nicht nur einfach, weil er zweifeln
wollte. Was jeder Mensch für sich daraus macht, muss man selbst
entscheiden.