Das mathematische Vorbild für die Theorie Descartes



Das mathematische Vorbild für die Theorie Descartes
Descartes entwickelt in seiner Theorie vier Regeln. Die erste Regel besagt, man sollte eine Sache nicht als wahr erkennen, solange man es nicht beweisen kann. Vorurteile oder Übereilungen müssen ausgeschlossen werden. Die zweite Regel ist das Untersuchen des Problems schrittweise. Nach der dritten Regel, muss man Dinge durchschauen indem man mit Teilproblemen anfängt und diese hinterher wieder zu einer Lösung zusammensetzt. Die letzte Regel sagt aus, dass man alle Ergebnisse der vorhergegangenen Regeln aufzeichnet.
Mithilfe dieser Regeln überprüft er Theorien der Geometrie und Algebra. Auf der Basis der zwei Wissenschaften behandelt er nun philosophische Probleme. Für ein Problem gibt es nur eine Wahrheit, also wenn man diese kennt, hat man alles darüber erfahren. Um die Wahrheit zu finden setzt man seine Vernunft, so gut wie es geht, ein. Dadurch werden die Gegenstände, die der Geist wahrnimmt immer klarer. Die Wissenschaft bezieht sich auch immer auf philosophische Probleme, die er im Anschluss an seine Überprüfung der Algebra und Geometrie zu lösen versucht.


Stellungnahme
Mir ist an Ihrem vorherigen Artikel zum Thema „Vorbild der Mathematik nach Descartes“ vor allem aufgefallen, wie logisch und durchdacht jener Philosoph vorgeht. Er handelt nach nachvollziehbaren Regeln und versucht die Probleme langsam und mit größter Sorgfalt zu lösen. Die aufgestellten Vorschriften finden heutzutage immer noch Anwendung,, da man Probleme, z.B. in der Schule, auch noch schrittweise löst. Dass Descartes mit den mathematischen Wissenschaften Geometrie und Algebra beginnt und diese Schritt für Schritt entschlüsselt, zeigt wie logisch anwendbar seine Regeln in allen Bereichen der Wissenschaft sind. Seine Schlussfolgerungen möchte Descartes dazu verwenden auch die Philosophie neu aufzubauen und zu erklären, was meiner Meinung nach, eine schwierige Angelegenheit ist, da er so die meisten Meinungen früherer Philosophen für ungültig erklären und etwaige Themen ganz neu aufrollen und definieren muss. Alles in allem finde ich die Art und Weise, wie Descartes bei seinen Erklärungen vorgeht revolutionär für die Zeit, da er versucht alles logisch zu entschlüsseln. Ein Beispiel seiner Anwendung in der heutigen Zeit ist ein Baby. Bei einem Spielzeug muss es bestimmte Figuren in die dafür vorgesehenen Formen einfügen. Dabei lernt das Neugeborene, aufgrund von Erfahrungen, zu verstehen, welche Figur in welche Form passt. Denn der Mensch selber ändert sich nie, sondern nur die Technologie und die Kultur.


Anwendungsbeispiel
Als vorliegendes Beispiel betrachte man einen scheinbaren Würfel. Da man sich nicht sicher sein kann, was für eine Figur dies ist, wendet man die erste Regel an. Das heißt man nimmt solange an, dass der Würfel keiner ist bis die Existenz des Objektes bewiesen ist. Schrittweise wird nun analysiert, ob es sich hierbei um die scheinbare Figur handelt. Nach den Messvorgängen, ist nun klar, welche geometrische Form vorliegt. Anschließend folgt eine Zusammenfassung der Ergebnisse nach Descartes’ vierter Regel.
Da eine Kantenlänge kürzer ist als die andere, ist das Objekt nicht wie angenommen ein Würfel, sondern ein Quader.

Das Problem der Existenz der Außenwelt

Das Problem der Existenz der Außenwelt
Nach René Descartes ist die Außenwelt all das, was sich außerhalb des Individuums befindet. Demnach ist die Innenwelt der innerhalb ablaufende, auf Denkprozessen beruhende Zustand. Laut Descartes könne man von einer gesicherten Existenz der Innenwelt ausgehen, was er mit der Feststellung seinerseits „Ich denke, also bin ich.“, erklärt.
Somit können Vorstellungen, die der inneren Welt entsprungen sind, nicht falsch sein. Schließlich entspricht es der Wahrheit, dass man es sich vorstellt.
Es entsteht also auch keine Falschheit im Willen selbst oder in der Gemütsbewegung, da man sich etwas noch so Verkehrtes vorstellen oder wünschen kann, es dennoch wahr ist, dass man es möchte, sich wünscht oder vorstellt.
Der häufigste Irrtum der geschieht beziehungsweise aufkommt, liegt in Urteilen, und zwar, dass die Vorstellungen der äußeren Welt entsprechen. Vorstellungen werden vom Bewusstsein bestimmt, sind somit subjektiv und nicht auf die äußere Welt anwendbar.
Descartes unterscheidet zwischen Willen und Trieben. Durch einen willkürlichen Trieb kommt das Individuum zu dem Glauben, dass das Wahrgenommene unabhängig von seiner inneren Welt und seiner bloßen eigenen Existenz besteht.
Des Weiteren geht Descartes von einer ungenügend bekannten Fähigkeit aus, die das Vorstellen und Bilden von Dingen der äußeren Welt in dem Individuum während des Schlafens ermöglicht. Diese Vorstellungen müssen jedoch nicht mit der wahren Außenwelt übereinstimmen oder vereinbar sein.
Außerdem stehe Wahrgenommenes im Gegensatz zu Erlerntem. Dieses verdeutlicht Descartes mit dem Beispiel der Sonne. Die mit den Sinnen wahrgenommene Sonne vermag sehr klein sein. Doch die Astronomie informiert über die gewaltige Größe der Sonne. Zuerst nimmt das Individuum an, dass das durch Sinne wahrgenommene am ehesten zu existieren scheint. Doch die Vernunft belehrt das Individuum dem Erlernten Glauben zu schenken. Demzufolge muss auch das Wahrgenommene nicht der Realität entsprechen. Dennoch bildet das durch die Sinnesorgane Wahrgenommene Bild die Grundlage für die Annahme, dass das Individuum die Existenz von Dingen außerhalb vom ihm erkennt.
Die Existenz der Außenwelt lässt sich jedoch nicht zweifelsfrei nachweisen, lediglich der Bewusstseinsstrom des Individuums ist sicher vorhanden. Somit ist es möglich, dass das Individuum die Welt nur als Illusion und seine Erlebnisse als Halluzination empfindet, was als Solipsismus definiert wird.
Descartes entwickelt allerdings eine Herleitung der Existenz der Außenwelt in seinen Mediationen. In mehreren Schritten weißt es zunächst das Bestehen Gottes nach. Darauffolgend erklärt Descartes, Gott könne keine Täuschung der Menschen wollen. Da diese hingegen von der Existenz der Außenwelt überzeugt sind und kein Trug Gottes vorliegen kann, ist die Existenz der Außenwelt bewiesen.




Stellungnahme
Das Problem der Existenz der Außenwelt besteht darin, dass diese nach Descartes nicht zweifelsfrei nachweisbar sei. Lediglich der eigene Bewusstseinsstrom ist gewiss. Doch durch den Gottesbeweis und die Annahme, dass Gott die Menschen nicht trügt, ist die Existenz der Außenwelt seines Erachtens nach gesichert.


Fraglich ist dennoch, ob die Existenz der Außenwelt nur auf der Existenz Gottes basieren kann. Seine Annahme Gott existiere und Gott existiere als vollkommenes Wesen legen keinen Beweis dar. Es ist lediglich sein Glaube und seine eigene Überzeugung, die ihn dies vermuten lassen.


Des Weiteren ist zu bedenken, dass auch der eigene Bewusstseinsstrom eine Täuschung sein kann. Man kann nicht ohne Zweifel beweisen, dass die Vorstellungen und Wünsche dem Individuum selbst entspringen. Ebenso gut könnten sie einer anderen Quelle entstammen und dem Individuum auferlegt worden sein.


Aus den selben Gründen ist auch die Existenz der Innenwelt nicht ausschließlich auf seiner Feststellung „Ich denke, also bin ich!“ zu begründen.


Abschließend lässt sich unserer Meinung nach sagen, dass die Existenz der Außenwelt nicht nur auf Grund des Bestehens Gottes  bewiesen werden kann



Vergleich der Theorien von Platon und Descartes


Vergleich der Theorien von Platon und Descartes
Descartes erste Meditation und Platons Höhlengleichnis sind sich in gewisser Weise ähnlich, da sich beide Philosophen hier auf die Wirklichkeit der Welt beziehen und inwieweit der Mensch im Stande ist, diese Wirklichkeit zu erfassen.
Platon ist der Auffassung, dass man niemals die Möglichkeit besitzt, die Wirklichkeit in vollem Umfang zu begreifen, wenn man sie nur mit den Sinnen zu erfahren versucht. Dem rationalen Denken sei es dagegen zumindest möglich, Urteile über eine subjektive Wirklichkeit zu treffen.
Descartes hält es ebenfalls für schwer möglich, die Wirklichkeit zu erkennen, da man niemals sicher sein kann, ob man einer Täuschung der Sinne unterliegt. Er glaubt im Gegensatz zu Platon aber, dass der Bereich der Erkenntnis unangreifbar dem denkenden „Ich“ entspringt, wohingegen Platon Wissen und Wahrnehmung gleichsetzt und miteinander in Bezug setzt.
Descartes zweite Meditation weißt Gemeinsamkeiten mit Platons Liniengleichnis auf. Beide beschäftigen sich mit Körper und Geist des Menschen.
Platon glaubt, sowohl Körper als auch Geist können die Welt beurteilen, wobei die Erkenntnisse der körperlichen Wahrnehmung deutlich unklarer sind, als die des Geistes.
Descartes hält die Sinne des Menschen für leicht täuschbar und vertraut diesen deshalb in keiner Weise.  
Er hat eine deutlich pessimistischere Weltanschauung und glaubt, der Mensch wisse lediglich sicher, dass er existiere, weil er denkt.

Die 2. Meditation



Die 2. Meditation
Descartes zweite Meditation baut auf dem Fundament der ersten Meditation auf, dem universellen Zweifel. Er stellt die Arbeitshypothese auf, dass nichts bleibt, außer dem allgemeinen Skeptizismus.
Trotzdem muss er für seine Überlegungen voraussetzen: „Ich bin, ich existiere.“
Dieser Annahme entspringen allerdings weitere Fragen, nämlich wie sich das „Ich“ überhaupt definieren lässt. Das „Ich“ ist ein Mensch, der wiederum ein Lebewesen ist. Das bringt ihn zu der Erkenntnis, dass jede Frage aus sich heraus eine neue Frage gebärt. Dieser Denkansatz führt demnach zu keinem Ergebnis.
In der Folge unterteilt er den Menschen in Körper (res extensa) und Geist (res cogitans).
Der Körper ist seiner Auffassung nach täuschbar, genau wie die Teile des Geistes mit denen er verknüpft ist, die Sinne.
Nur das Denken, abseits der Wahrnehmung, hat einen uneingeschränkten, festen Bestand.
 „Ich bin, ich existiere, und zwar solange ich denke.“
Der Mensch ist somit nur ein „denkendes Etwas“.
Allerdings ist er nicht im Stande Urteile über die Welt zu fällen, da diese der Wahrnehmung entspringen, der man nicht uneingeschränkt trauen kann.
Dem Verstand bleibt nichts außer dem subjektiven, rationalen Vorstellen.
Descartes angestrebte unumstößliche Wahrheit, der archimedischer Punkt, findet sich letztlich in der Feststellung, dass der Satz „Ich bin, ich existiere“ notwendig wahr sein muss, solange er dem Denken des Menschen entstammt.


Die 1. Meditation




Die Herleitung des cogito als absolute Gewissheit
Erste Meditation: Woran man zweifeln kann
1. René  Descartes ist der Ansicht, dass er in seiner Jugend eine Menge falscher 
Dinge gelernt hat, die er nun mit Hilfe seiner Meditation umstürzen will. Sein Ziel ist es, etwas Bleibendes und Wirkliches in der Wissenschaft zu hinterlassen. Um dieses zu schaffen hat er das Reife Alter abgewartet, wo er mit viel Ruhe, Gelassenheit und Einsamkeit nachdenken kann und die Bereitschaft alles bisher für Wahr gehaltene anzuzweifeln entwickelt.
2. Es ist hat nötig das Falsche zu beweisen, sondern nur erforderlich einen Grund zum Zweifeln zu finden. Wenn die Fundamente untergraben werden können, wird alles was wahr gewesen ist einstürzen, also ist das,  was man nicht anzweifeln kann richtig.
3. Jedoch ist es möglich, dass die Sinne getäuscht werden können, was dazu führt, dass man ihnen nicht trauen kann.
4. Könnte man auch an Dingen, wie dem Körper zweifeln, die sinnlichem Ursprungs sind, was bedeutet, dass man sich selbst mit Sinnen und Gefühlen wahrnimmt, würde man für verrückt gehalten werden.
5. Aber auch zwischen Traum und Wirklichkeit ist es nie wirklich möglich, auf Grund der unsicheren Merkmale, eine klare bzw. überhaupt eine Unterscheidung zu erkennen.
6. [...]
7. [...]
8. [...]
9. Gott hat den Menschen erschaffen, was ein Indiz dafür ist, dass es dem göttlichen Willen entspricht, dass es dem Menschen nicht möglich ist, die Wirklichkeit zu erkennen. Auf Grund dieser Täuschung durch Gott besteht keine eigene Gewissheit mehr, was wahr ist und was nicht. 
10. Doch die Allmacht Gottes ist ebenfalls zweifelhaft, denn je weniger macht von Gott ausgeht, je mehr muss man davon ausgehen sich zu irren. Der Zweifel tritt also nur als Folge von triftigen und gut bedachten Gründen auf.
12. Es sollte also alles angezweifelt und nichts für wahr und vorgegeben akzeptiert werden, wenn man es nicht klar und völlig eindeutig erkennen kann, doch sollte laut der Sicht dieser Welt nicht etwas Falschem zugestimmt werden. Das gefürchtete Erwachen könnte aus dieser bisher für eine klare Welt gehaltenen in eine Finsternis führen, weshalb die Gefahr besteht in die alten Gewohnheiten zurück zu fallen.
Descartes Zweifel beziehen sich hauptsächlich auf alle Grundbausteine jeglicher Wahrnehmung. Er sieht in jedem Lebensaspekt Zweifel, die dafür Sorge tragen, dass eigentlich nichts was wir wahrnehmen oder glauben zu wissen, wirklich real ist. Man kann also überall getäuscht werden, auch was die eigenen Sinne betrifft. Dies bezüglich lässt sich sagen, dass man im Gegensatz zu seinem Denken, im Alltag meist nur durch sinnliche Täuschungen in die Irre geführt wird. Der normale Mensch lebt in der für sich Real erscheinenden Welt und kennt sein Umfeld und seinen Lebensinhalt. Auf Grund dessen beginnt er gar nicht erst daran zu zweifeln, da dies wiederum mit der Angst in einer schlimmeren Welt zu leben verbunden ist. Er glaubt fest an das, was er als Kind gelehrt bekommen hat, wogegen Descartes dies nicht annimmt. Als Basis, um an das Wahre zu gelangen, ist für Descartes nichts im Leben real, denn man kann immer getäuscht werden. Diese Basis bildet den Weg, um über das denken an das Wahre heran zu kommen.


Meinungsprinzipien
Zweifelsargumente
Man muss nicht beweisen, dass etwas falsch ist, sondern nur einen Grund zum Zweifeln finden, es ist richtig, was man nicht anzweifeln kann


Viele falsch gelernte Informationen, was alles umgestürzt werden muss
Wenn man an allem zweifelt könnte man für verrückt gehalten werden, ich sollte man für wahr und vorgegeben halten
Träume und Realität können nicht klar unterschieden werden
Der Mensch ist von Gott geschaffen, es könnte sein Wille sein von allem getäuscht zu werden (keine Gewissheit, Allmachtszweifel)
Sinne können getäuscht werden, man kann ihnen nicht trauen


Stellungnahme zu René Descartes
René Descartes Auffassungen basieren auf der Annahme, dass alles, was wir Menschen bis jetzt als real erachtet haben, nur eine Täuschung sein könnte. Darum möchte er alles grundsätzlich noch einmal anzweifeln, um so vor dem Falschen gehütet zu werden.
Sein Ziel ist es nicht, die grundlegende Wahrheit über alles herauszufinden, da das für ihn unmöglich sein. Dennoch möchte er durch die Meditation (philosophisches Nachdenken) erreichen, dass er nicht mehr getäuscht wird.
Meiner Meinung nach sind seine Zweifel daran, ob die Welt, so wie wir sie wahrnehmen, der Wirklichkeit entspricht berechtigt. Wir haben alles, was wir über die Welt wissen mit unseren Sinnen wahrgenommen, oder etwas gelernt, was unsere Umwelt als wahr erachtet. René Descartes aber sagt, dass all dies nur eine Täuschung eines listigen Gottes sein könnte, der die Menschheit täuschen will.
Seine Zweifel an der Wirklichkeit, begründet damit, dass man, wenn man träumt, den Traum nicht von der Wirklichkeit trennen kann.
Auch diesem Punkt Descartes stimme ich zu. Wenn wir träumen, ist dieser Traum für uns in der Phase des Träumens die Wirklichkeit.
Woher wissen wir also, dass die von uns als real erachtete Welt nicht auch nur ein Traum ist?
Wir haben hierfür keine Beweise. Das einzige was man beweisen kann ist, dass man existiert, weil man denkt. All das, was wir aber über unsere Sinne wahrnehmen, können wir nicht eindeutig als Wirklichkeit beweisen, da unsere Sinne tag täglich getäuscht werden können (optische Täuschungen). Somit ist auch dieser listige Gott nach René Descartes in der Lage die Menschheit das glauben zu lassen, was er für richtig erachtet.
Meiner Meinung nach ist sein methodischer Zweifel an allem durchaus berechtigt und nachzuvollziehen. Dennoch ist dieser Gedankengang sehr ungewohnt, weil wir als Menschen unsere „normale“ Umwelt nie in Frage stellen würden, da alles auf sie ausgerichtet ist.
Das System in dem wir leben, das was wir wahrnehmen ist seit unzähligen Jahren nicht anders geworden. Somit nehmen alle Menschen eine ähnliche fast gleiche Welt wahr, worüber sich diese austauschen. Wieso sollte man also all das, was jeder Mensch seit Jahren ähnlich wahrnimmt in Frage stellen?
Descartes Überlegungen regen zum Nachdenken an und lassen einen an seiner eigenen Fähigkeit die Welt so wahrzunehmen, wie sie in Wirklichkeit ist zweifeln.
Da er alles grundsätzlich in Frage stellt, gibt es nichts mehr, auf das man sich verlassen kann, ohne bezweifeln zu müssen, dass es nicht der Wahrheit entspricht.
Ich denke, dass Descartes eine andere Weltanschauung etabliert hat, welche wahrscheinlich nicht von vielen als Möglichkeit akzeptiert wird, da die Menschheit eine viel zu große Angst davor hat, zu erfahren, dass die Welt, die sie kennen, eigentlich eine vollkommen andere ist und dass das, was sie bis jetzt erfahren oder wahrgenommen haben alles nur eine Täuschung war.  


Der cartesische Zweifel
Der Mensch, ein Leben in einer optischen Täuschung?
René Descartes’ Modell beruht auf der Annahme, dass nichts sicher oder wahr sein muss.
Mit dieser These stellt er nicht nur jede einzelne Erinnerung und Erkenntnis im Laufe der Geschichte in Frage, sondern das ganze menschliche Sein.
Er geht sogar noch einen Schritt weiter und macht diese grundsätzliche Existenzfrage zur Basis seiner ganzen Theorie, um letzten Endes aus Unwissenheit Gewissheit hervorzubringen und Wahres von Falschem unterscheiden zu können.
Die These von einer vollkommenen Täuschung des Menschen ist für uns selbst schon sehr schwierig zu akzeptieren. Es zum Gegenstand unseres Denkens zu machen, verändert unsere gesamte Sicht auf die Welt. Doch trotz all dieser Schwierigkeiten, haben derartige Gedanken keine unwichtige Position.
Wenn nichts so sein muss, wie es scheint und die einzige Gewissheit ist, dass der Mensch existiert, beziehungsweise man selbst existiert, weil man denkt. Dann muss darüber nachgedacht werden, wo genau der Mensch denn existiert.
Was ist unsere Welt? Das was wir sehen, die Straße, die man am Morgen entlanggeht, der Bäcker an der Ecke, vorhanden oder nur Illusion? Leben wir vielleicht in einer Scheinwelt und werden, wie in der Trilogie „Matrix“, von Maschinen in Brutkästen gehalten?
Durch die neue Weltansicht von Descartes muss sich jeder einzelne von uns damit auseinandersetzen, dass es, außer ihm selbst, vielleicht nichts Wahres gibt.

Aber was bedeutet diese existentielle Frage für das Menschsein und unser Leben auf der Erde und unserer Vorstellung von Wahrheit?
Wir alle halten uns an Regeln, haben Vorstellungen für unsere Zukunft und orientieren uns an Werten und Normen. Wir  nehmen dies alles als selbstverständlich, akzeptieren jedoch nur die Teile, die wir mit unserem Gewissen vereinbaren können und nicht anzweifeln brauchen.
So bildet jeder Mensch seine kleine eigene Existenz, die angefüllt mit Vorstellungen von der eigenen Wahrheit ist.
Würde nun Descartes zu jedem dieser Menschen gehen und jeden mit seiner These konfrontieren, wie würde der Mensch reagieren?
Man stelle sich also vor, Descartes würde sagen, dass nichts von dem was man bisher gesehen, gehört, geschmeckt oder gerochen hat, wahr sein muss.
Der Mensch, in seiner gemütlichen und warmen Vorstellung von der Wahrheit, erschüttert.

Aber wären wir tatsächlich dazu bereit, alles anzuzweifeln, oder wählen wir lieber die Möglichkeit in einer Lüge zu leben? Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und wunderbar integriert in seine Welt. Also würden wir Descartes überhaupt Gehör schenken? Oder würden wir ihn für verrückt erklären, uns abwenden und weitermachen wie zuvor?

Es ist, wie in „Matrix“, wir haben die Wahl: nehmen wir die rote Pille und setzen uns damit auseinander was wahr, wirklich und die Realität ist, oder nehmen wir die blaue Pille und nehmen in Kauf unwissend und in einer Scheinwelt zu leben?

Ich denke, also bin ich“ – der Mensch mit seinem Ich-Bewusstsein und seiner Autonomie, der Wissenschaftler, Mathematiker, Pädagoge, Dichter und Künstler, der sich selbst als Krone der Schöpfung bezeichnet. Sind wir so überzeugt von uns selbst, dass wir den Zweifel an unserer Realität, überhaupt nicht hören wollen? Oder gibt es einige, die sich auf die Suche machen, die es wagen an sich, an der Welt, an der vorgegebenen Wahrheit zu zweifeln? Vielleicht kann man René Descartes für verrückt erklären, vielleicht ist der einzige Grund dafür aber auch nur die Angst, dass etwas Wahres an seiner Theorie ist, dass da mehr oder auch weniger ist, als unser Auge sieht.
Descartes macht den Zweifel an der Realität zur Grundlage seiner Theorie, um zu erfahren, was wahr ist und nicht nur einfach, weil er zweifeln wollte. Was jeder Mensch für sich daraus macht, muss man selbst entscheiden.

Die Biografie von René Descartes



Die historischen Umstände des 17. Jahrhunderts
Das 17. Jahrhundert gehört zur Epoche der Aufklärung. Die christliche Religion verlor an Bedeutung und Macht. Diese Zeit wurde durch die Erkenntnisse von Galileo Galilei und Johannes Kepler geprägt und es entstand ein „neu erwachter Pionier- und Experimentiergeist“.
Das zweite einschneidende Ereignis dieses Jahrhunderts war der 30-jährige Krieg. Die Motive der Vergänglichkeit, das Vanitas-Motiv und „Carpe diem“, resultierten aus der Angst vor dem theoretisch jederzeit möglichen Tod durch die Kriegssituation. Aus dieser Lebenseinstellung resultierte dann die Erkenntnis, dass ausnahmslos alles endlich ist. 

Das Leben von René Descartes
Am 31. März 1596 wurde René Descartes in La Haye en Touraine geboren. Er besuchte später eine Eliteschule : das Jesuitenkolleg in La Flèche. In Poitiers erwarb er dann ein juristisches Examen und begann mit 22 Jahren eine militärische Ausbildung in Holland. Dort konzentrierte er sich ebenfalls auf seine mathematische Ausbildung.
Nachdem er nach Ulm gezogen war, weil die Stadt damals ein europäisches Zentrum für Mathematik war, machte er weitere Reisen durch Europa und zog schließlich nach Paris.
Im Jahr 1637 veröffentlichte er dann sein erstes Hauptwerk „Discours de la Méthode“.
Sein wichtigstes Werk, die „Meditationes de prima Philosphia“ folgten 1641.
Im Jahr 1649 unterrichtete René Descartes dann Christin, die Königin von Schweden in Philosophie, bis er am 11. Februar 1649 verstarb. Die Todesursache wurde nie vollständig geklärt.